Der wirtschaftliche Aufschwung der 1920er Jahre hinterlässt auch in Sachsen, vor allem in und um Chemnitz, seine Spuren in der zeitgenössischen Industriearchitektur. Viele bedeutende Unternehmen der Region hatten Anfang des 20. Jahrhunderts jüdische Eigentümer. Sie beauftragten namhafte und moderne Architekten und Designer, die aber nicht dem Bauhaus angehörten, mit dem Bau und der Ausstattung neuer Firmengebäude und schufen somit in gewisser Weise ein „Bauhaus ohne Bauhaus“ und eine Moderne, die nicht zuletzt durch den seit 1925 amtierenden Chemnitzer Stadtbaurat Fred Otto protegiert wurde.
Jürgen Nitsche und Thomas Morgenstern rekonstruieren sowohl die Firmengeschichten als auch die Entwicklung der dazugehörigen Industriearchitektur der vermeintlich „Goldenen Zwanziger“ in und um Chemnitz. Die beiden Autoren beleuchten eine wichtige Ära sächsischer Industriegeschichte und den wichtigen Beitrag, den jüdische Unternehmerfamilien zu dieser Entwicklung leisteten. Zugleich werfen sie erstmals einen differenzierten Blick auf moderne Industriearchitektur neben dem Bauhaus und ihre größtenteils bis heute im Stadtbild sichtbaren Gebäude.
Gebrüder Goeritz Aktiengesellschaft
Beckerstraße 11–13
Gebrüder Sussmann Aktiengesellschaft
Altchemnitzer Straße 40
Siegfried Peretz Aktiengesellschaft
Elsasser Straße 8
Sigmund Goeritz Aktiengesellschaft
Ulmenstraße 3
M. J. Emden Söhne und die Textil-Syndikat GmbH
Glockenstraße 1/Dresdner Straße
Hans Bernstein und die Mechanische Wollwarenfabrik „Sachsen“ K.G.
Zwickauer Straße 173
Gebrüder Becker und ihr „Industriepalast“ in Altchemnitz
Crusiusstraße 4/Annaberger Straße
Geschäftshaus Lippmann und das Modehaus Königsfeld & Co.
Mühlenstraße 34–36
Warenhaus H. &. C. Tietz
Moritzstraße 20
Kaufhaus Schocken
Stefan-Heym-Platz 1