„Der Moriz Seeler muß Euch genügen, Herrschaften!“
Ein Porträt
256 Seiten, Hardcover
16 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-086-5
Erschienen: 2015
24,90 €
Als Kritiker und Essayist ging Seeler keinem Streit aus dem Weg. Geboren 1896, lebte und agierte er in Berlin. Umtriebig und ideenlustig gründete er 1922 die „Junge Bühne“. Er arbeitete und zankte mit Brecht. Der Film „Menschen am Sonntag“ wäre ohne ihn nicht entstanden. Als Jude verfolgt, zudem homosexuell, tauchte er 1933 unter. 1942 wurde er nach Riga deportiert und dort ermordet. Wer war dieser Moriz Seeler, der Wert darauf legte, dass er kein Moritz war? Ein neues Buch gibt Auskunft über eine faszinierende Persönlichkeit, die unverdient vergessen ist.
Traumatisiert von den Schrecken des Ersten Weltkriegs kommt Moriz Seeler, 1896 im pommerschen Greifenberg geboren, 1916 nach Berlin: als „untauglich“ vom Militär entlassen. Er beginnt zu studieren und zu schreiben. Im Kabarett „Schall und Rauch“ trägt er geschliffene Parodien auf literarische Berühmtheiten vor und macht sich damit einen Namen. Mit Hans Heinrich von Twardowski gibt er 1918 das Buch Der rasende Pegasus heraus: Bosheiten über die literarische Szene Berlins.
1922 gründet Seeler die „Junge Bühne“, ein Matinee-Theater, in dem ausschließlich Uraufführungen neuer Stücke noch unbekannter Autoren gespielt werden sollen. Zur Aufführung kommen Stücke von Bertolt Brecht, Marieluise Fleißer, Hans Henny Jahnn, Carl Zuckmayer, Arnolt Bronnen und anderen. Seeler wird zudem Filmproduzent, steht hinter dem „Filmstudio 1929“, zu dem die angehenden Autoren und Regisseure Billy Wilder, Robert und Kurt Siodmak sowie Edgar Ulmer ebenso gehören wie der Kameramann Eugen Schüfftan. Mit Laien dreht man den Film Menschen am Sonntag – ein Sensationserfolg, damals Avantgarde, heute ein Klassiker der Filmgeschichte.
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten ist für Moriz Seeler plötzlich alles vorbei. Er taucht unter. Die Emigration scheitert. Er wird verhaftet und muss Zwangsarbeit leisten. 1942 wird er nach Riga deportiert und dort vermutlich erschossen. Der „Reichsanzeiger“ gibt den 8. September 1942 als seinen Todestag an.
"'Er hatte jenes seltene Talent, zu erspüren, wenn etwas Neues nicht nur neu und bloß modisch war, sondern wenn es Perspektiven eröffnete', schreibt Jacobsen in seinem Buch, das auf ausführlicher Quellenforschung basiert. (...) Ein verdienstvolles Buch."
Filmbulletin. Zeitschrift für Film und Kino 3/2016
Kulturradio-Buchempfehlung von Petra Castell, 15. Dezember 2015 online
"Das Kapitel 'So war es und nicht anders?' ist ein Beispiel für gute Recherchen und kluge Absicherungen. Auch die anderen Kapitel dieser Biografie sind höchst lesenswert, weil sie an einer nicht sehr prominenten Person paradigmatisch den historischen Bruch zwischen der Kultur der Weimarer Republik und den Verbrechen der Nazi-Zeit in Erinnerung rufen."
Hans Helmut Prinzler blog, 11. August 2015 online