Gustav Jacobsthal
Glück und Misere eines Musikforschers
80 Seiten, Broschur
7 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-042-1
Erschienen: 2014
8,90 €
„Für Niemanden aber ist die Gefahr der Phrase größer als für den, der über musikalische Kunstwerke zu sprechen hat.“ Dieser von ihm benannten Gefahr versuchte Gustav Jacobsthal (1845–1912) durch gewissenhafte musikwissenschaftliche Forschungen zu entgehen. In einer jüdischen Familie in Pommern geboren, konnte er sich trotz dieser Herkunft zum ersten reichsdeutschen Ordinarius seines Fachs emporarbeiten. In Stettin und Berlin aufgewachsen, bei Carl Loewe und Heinrich Bellermann ausgebildet, über Wien nach Straßburg gelangt, hinterließ er außer zwei Büchern ein riesiges Konvolut von Vorlesungsskizzen und Notizen, die sich außer mit dem Mittelalter auch mit Operngeschichte (vor allem Monteverdi und Mozart) beschäftigen. Während seiner Tätigkeit an der Universität Straßburg blieb er als akademischer Lehrer und Chorleiter schon damals relativ einsam und einer breiteren Öffentlichkeit verborgen und konnte das Hauptziel seiner Forschungen – die Erklärung der frühen Mehrstimmigkeit in der Motette des 12. Jahrhunderts – nicht erreichen. Sein Nachlass aber zeigt die Richtung seiner Forschungen: auf empirische und skeptische Weise die Vielfalt der musikalischen Überlieferung zu erweisen.
"Seit Ende der 1980er Jahre, als eine umfassende Aufarbeitung der jüngsten deutschen Vergangenheit auch den kulturellen Bereich erreichte, wurden immer neue Namen jüdischer Musiker der Vergessenheit entrissen. (...) Es ist jedoch selten vorgekommen, dass die musikwissenschaftliche Forschung solche Fragestellungen auch auf die eigene Fachgeschichte anwandte. (...) Umso mehr zu würdigen ist die langjährige Arbeit von Peter Sühring über Gustav Jacobsthal."
info-netz-musik, 11. Januar 2015 online
Joachim Scholl im Gespräch mit dem Autor und Musikwissenschaftler Peter Sühring in: Zwischentöne / Deutschlandfunk, 7. September 2014 Beitrag nachhören