Markus und der Golem
64 Seiten, Hardcover
5 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-046-9
Erschienen: 2014
14,90 €
Markus sitzt allein im Schlafraum der Kinder. „Du bist der Golem“, flüstert er. Der Papageienmann auf der Postkarte schweigt. Markus verneigt sich nach allen vier Himmelsrichtungen. „Du musst es machen, dass die Tür der Angst verwandelt wird!“
Berlin 1942. Der fünfjährige Markus lebt in einem jüdischen Kinderheim. Sein größter Schatz ist eine Postkarte von Max Liebermanns „Der Papageienmann“, der in seinen Träumen zu einer Art rettendem Golem wird, mit dessen Hilfe Markus aus seinem trostlosen Alltag und seiner Isolation entflieht. Wie einst Rabbi Löw den legendären Golem mit seiner menschenähnlichen Gestalt und übernatürlichen Kräften zum Leben erweckte, haucht auch Markus dem Papageienmann mit seinen Gedanken Leben ein. Er begleitet Markus in seinen Tagträumen, in denen sich der Alltag im Kinderheim, Traumreisen zum Mond oder an den Müggelsee und Erinnerungen an die Schule und die Deportation der Eltern überlagern.
Mit Markus und der Golem hat Bodo Schulenburg 1987 in der DDR eine stille, literarisch anspruchsvolle Holocaust-Erzählung vorgelegt und beschreibt die letzten sieben Tage vor der Deportation der Kinder aus dem Heim. Als historische Vorlage dienen Schulenburg reale Ereignisse in Berlin-Niederschönhausen. Heute erinnert in der Wilhelm-Wolff-Straße eine Gedenktafel an Deutschlands erstes jüdisches Säuglings- und Kleinkinderheim von 1915 bis zur Schließung und Deportation der Kinder 1942. Unter den sechs Millionen Juden, die im Holocaust ermordet wurden, waren etwa eineinhalb Millionen Kinder.
Mit einem Vorwort von Harro Jenss
Mit einem Nachwort von Gabriele von Glasenapp
Mit Originalkinderzeichnungen aus Theresienstadt
„Zum gemeinsamen Lesen mit Erwachsenen hervorragend geeignet.“
Ab 8 Jahre
"Markus und der Golem ist eine Neuauflage eines Klassikers der Kinderliteratur zum Holocaust. Das Buch erschien erstmalig 1987 in der DDR und 1988 in der BRD.
Es ist gut, dass es diese Neuauflage gibt, denn auch mehr als 70 Jahre nach dem Grauen ist der Schoß fruchtbar noch (oder wieder), aus dem das kroch."
Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW, Februar 2015 online
"Markus und der Golem erlebte in der DDR nur die Erstauflage und geriet dann in Vergessenheit. Die Neuausgabe nach mehr als einem Vierteljahrhundert in einer völlig veränderten politischen und kulturellen Landschaft - versehen mit einem Vorwort, einem einordnenden Nachwort, Sacherklärungen sowie anrührenden Kinderzeichnungen und Farbcollagen aus dem KZ Theresienstadt - präsentiert ein echtes, in der Lektürearbeit mit Kindern ab acht Jahren produktiv einsetzbares Fundstück."
Buchbesprechung und -empfehlung in JuLit. Literaturkritik unter der Lupe, Heft 1/15
"Die Neuauflage ist ein großes Geschenk, weil es ein Bild liefert von den schrecklichen Auswirkungen des Judenhasses unter den Nazis. [...] Schulenburg versteht es in einzigartiger Weise, die kindlichen Erlebnisse kindgemäß zu erzählen.
Die Ergänzung der Geschichte durch gemalte Kinderbilder aus dem Konzentrationslager Theresienstadt, durch Begriffserklärungen, durch die Namensliste der deportierten Kinder und durch das ergreifende Nachwort von Frau Professor Glasenapp macht die Erzählung zu einer außergewöhnlichen Dokumentation aus der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik."
Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW, Dezember 2014 online
"150 Kinder, darunter viele Säuglinge, wurden in den Tod geschickt. Die Seele wehrt sich gegen die Vorstellung. Der Verstand weiß: Es ist so gewesen. Aber verstehen, wirklich verstehen, kann man es nicht. (...) Das Unfassbare: Bodo Schulenburg erzählt davon so, dass es fassbar wird. Auch für Kinder schon. Sie sollen sich in den fünfjährigen Markus hineinversetzen (...). Das Kinderbuch erlebte seine Erstveröffentlichung 1987 in der DDR. Jetzt kommt es, illustriert mit Kinderzeichnungen aus Theresienstadt, wieder an die Öffentlichkeit."
Neues Deutschland, 4. September 2014 online
"'Markus und der Golem' erzählt die Geschichte des fünfjährigen Markus, der 1942 in einem jüdischen Kinderheim in Berlin lebt (...) – still, berührend, einfühlsam und konsequent aus der Sicht eines Kindes. (...) Bereits 1987 beschreibt Schulenburg die letzten sieben Tage vor der Deportation der Kinder aus dem Heim. Zu diesem Zeitpunkt hatte die DDR einen kulturpolitischen Wandel vollzogen, der sich auch in einer neuen Sichtweise auf den Nationalsozialismus und den Holocaust manifestierte. (...) Wiederentdeckt von der Kölner Literatur- und Medienwissenschaftlerin Gabriele von Glasenapp, erfährt diese einzigartige Holocausterzählung für Kinder jetzt endlich ihre Neuausgabe."
Pankower Allgemeine Zeitung, 26. August 2014 online
Diskussionsbeitrag zum Buch in: Frankfurter Allgemeine Zeitung/Feuilleton , 25. August 2014 online
„Bodo Schulenburg hat ihnen [den Kindern des Heimes] eine rührende Geschichte gewidmet, die empfindlich ans Herz greift. Mit leisen Schritten führt er seine Leser in das Heim, zu den Kindern, die sich kleiner machen als das Gras und stiller sein müssen als das Wasser.“ MOZ, 8./9. November 2014