Ich hoffe wieder auf Zukunft
Dr. Kurt Singer. Briefe – Aufzeichnungen. Amsterdam 1941 – 1943 Theresienstadt
298 Seiten, Klappenbroschur
0 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-566-2
Erschienen: 2022
25,00 €
Es sind nur zweieinhalb Jahre – angefüllt mit Erinnerungen, nicht endenden Mühen und immer wieder neuem Beginnen. Es sind so viel Lebensmut und Hoffnung in diesen Briefen und allzu oft wieder Rückschläge, die verkraftet werden wollen. Dr. Kurt Singer, dieser auf den Gebieten der Musik, Literatur und des Theaters immer aktive, ja arbeitsbesessene Mann, schreibt Liebesbriefe an seine Geliebte, teilt sein künstlerisches Arbeiten mit ihr. Und gleichzeitig berichtet er von simplen Alltagsszenen, die fast exemplarisch das endlose Warten überbrücken, wie es viele erleben in diesem Amsterdam unter deutscher Besatzung. Doch er verbirgt der Geliebten die Not und Todesgefahr, die sich um ihn auftürmen. Ihm gilt es vor allem, die Momente des Glücks und der Erinnerung zu bewahren. Bis zuletzt tragen ihn die Macht des Wortes und die Kraft der Liebe.
In Aufzeichnungen zu den jeweiligen Briefen erläutert die Herausgeberin die sich politisch stetig zuspitzende Situation in der Stadt sowie die wachsende Bedrohung der Juden. Sie eröffnet im Rückblick auf vergangene Tage aber auch einen Zugang zur Persönlichkeit Kurt Singers.
Herausgegeben, ausgewählt und mit Aufzeichnungen ergänzt von Gabriele Fritsch-Vivié
"With 'Ich hoffe wieder auf Zukunft' Gabriele Fritsch-Vivié and Pauline Puppel have delivered a consise overview and transcription of the letters sent from Amsterdam by Dr. Kurt Singer in the period 1941-1943. It is based on thorough archival research and offers not only transcriptions of the letters found, but also explanations per letter or group of letters." Mart van Duijn, conservator Na-middeleeuwse handschriften en Archieven bij de Universitaire Bibliotheken Leiden
"Die Lektüre ist ein bewegend erschütterndes Erlebnis. Die Briefe ziehen den Leser hinein in eine sich existentiell zuspitzende Lage zwischen Rettungsaussichten und wachsender Aussichtslosigkeit. In solch zunehmend verzweifelter Lage schreibt der vom Transport in die Vernichtungslager bedrohte Singer an die, die er zurücklassen musste und muss trotz allem mutmachend, seine eigene Not hintanstellend. Sein stoisches Aufrechterhalten seiner Arbeitskraft, eine entschlossene Überlebenszuversicht und eine kaum zu ertragende 'Tapferkeit' bei all den sich häufenden enttäuschten Rettungshoffnungen und den sich immer enger schliessenden Rettungsaussichten machen diese Briefe zu einem ergreifenden Dokument menschlicher Größe." Rudolf Künzli
"Es sind Selbstzeugnisse wie solche Briefe [...], die Einflicke in die geistige und seelische Verfasstheit der in Europa festsitzenden Männer und Frauen geben. Bis zuletzt versuchte Singer wie manche andere sein geistiges Erbe zu sicher. Seinem Freund Karel Mengelberg übergab er noch musiktheoretische Ausarbeitungen, die dieser mit in die USA nahm und später dem Leo Baeck Institut New York überließ. Diese und die nun vorliegenden, sorgsam edierten Briefe, sind ergänzend zu seinem fünf Jahre dauernden Werk als Leiter des Kulturbundes zu werten. Und werfen gleichzeitig nur ein Blitzlicht auf ein einstmals reiches Leben." Jüdisches Leben in Bayern, 15. September 2023